Prix LITRA 2024: Zwischen Instandhaltung, Fernreisen und individuellem Verhalten
Die Instandhaltung der Bahninfrastruktur, die Optimierung der Zugreisen in Europa und unsere individuellen Gewohnheiten bei der Wahl des besten Verkehrsmittels: Der Prix LITRA 2024 überzeugt mit einer spannenden Themenvielfalt. Im Rahmen einer feierlichen Preisübergabe richtete sich Bundesrat Albert Rösti an die diesjährigen Preisträger – Zachary Hansen, Livio Andina und Matthias García – und bedankte sich für ihren Einsatz für eine nachhaltige Schweizer Mobilität. Seit 2012 vergibt die LITRA den begehrten öV-Preis: In diesem Jahr wurden drei herausragende Bachelor- und Masterarbeiten aus drei Schweizer Hochschulen ausgezeichnet.
Insgesamt vierzehn Arbeiten waren in diesem Jahr im Rennen um den begehrten öV-Preis: den Prix LITRA. Darunter sechs Bachelor- und acht Masterarbeiten aus sechs verschiedenen Hochschulen in der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein. Besonders erfreulich ist ein Blick auf die Diversität der Themen: Die eingereichten Arbeiten unterstreichen einmal mehr, dass Mobilität und öV längst nicht mehr eine rein technische Betrachtungsmöglichkeit bieten, sondern eine Vielfalt von Themen liefern.
Dies bedeutete entsprechend viel Arbeit für die interdisziplinär zusammengesetzte Jury des Prix LITRA, welche sich im Rahmen einer Sitzung im Bundeshaus mit den eingereichten Arbeiten befasst und diese entsprechend gewürdigt hat. Nach angeregter und ausführlicher Diskussion entschied sich die Prix-LITRA-Jury für Arbeiten der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL), der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH).
Verhalten: dank individueller Gewohnheiten die Verkehrsverlagerung fördern
Agieren Menschen bei ihren Mobilitätsentscheidungen rational oder lassen sie sich vorwiegend von ihren Gewohnheiten leiten? Und falls Letzteres der Fall wäre, wäre es dann nicht möglich, durch eine Änderung dieser Gewohnheiten die Verkehrsverlagerung besser zu steuern?
Auch wenn der Umfang einer Masterarbeit nicht ausreicht, um diese Frage erschöpfend zu beantworten, zeigt die Untersuchung von Zachary Hansen von der EPFL, dass in dieser Fragestellung viel Potenzial steckt. Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung könnten so Verkehrsplanern und Transportunternehmen helfen, ihr Angebot so zu gestalten, dass neue Gewohnheiten entstehen und sich das Mobilitätsverhalten einzelner Menschen nachhaltig ändert.
Infrastruktur: Unterhaltsarbeiten mittels digitalen Tools bündeln und Bedarfsprozess optimieren
Mit dem stetigen Ausbau des Netzes und des Angebots nimmt der Bedarf für den Unterhalt und die Instandsetzung der Bahninfrastruktur zu. Zugleich verringern sich wegen der Ausdehnung der Betriebszeiten in die Nachstunden die Wartungsfenster. Die Planung des Unterhalts wird somit zunehmend anspruchsvoller. Ein vielversprechender, aber noch wenig erprobter Ansatz ist die Bündelung von anstehenden Unterhaltsarbeiten.
Livio Andina geht in seiner Bachelorarbeit an der ZHAW der Frage nach, ob ein digitales Tool auf Basis der vorhandenen Investitions- und Anlagendaten Infrastrukturbetreiber bei der Bündelung von Investitionsprojekten unterstützten kann.
Fernreisen: verkürzte Reisezeiten im internationalen Personenverkehr dank besserer Fahrplangestaltung
Der Erfolg des Hochgeschwindigkeitsverkehrs unterstreicht die hohe Beliebtheit der Bahn als Verkehrsmittel über die Landesgrenzen hinweg. Entsprechend wird das europäische Bahnnetz – auch mit Blick auf die Förderung einer nachhaltigen Mobilität – weiter ausgebaut. Trotzdem bestehen erhebliche Ineffizienzen im System, die wesentlich darin begründet sind, dass der Bahnverkehr weiterhin national geplant und durchgeführt wird.
Im Rahmen seiner Bachelorarbeit an der ETH geht Matthias García der Frage nach, welche Zeitersparnis eine europaweite Fahrplanoptimierung im innereuropäischen Fernverkehr hätte. Damit liessen sich Bahnreisen in Europa auch ohne teure Infrastrukturinvestitionen markant beschleunigen.
Weiterentwicklung: Bundesrat Albert Rösti zur Bedeutung und Zukunft des Schweizer öV
Die Preisverleihung des diesjährigen Prix LITRA fand am Mittwoch, 18. September 2024, anlässlich der LITRA-Mitgliederversammlung in Bern statt. Überreicht wurde der begehrte öV-Preis von Bundesrat Albert Rösti. Der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) richtete sich anschliessend mit einer kurzen Ansprache an die geladenen Gäste und betonte die Wichtigkeit des öV für die Schweiz.
Dabei richtete er sein Augenmerk auf verschiedene aktuelle politische Geschäfte wie beispielsweise die Finanzierung von Betrieb und Substanzerhalt der Bahninfrastruktur, die Botschaft zum Bahnausbau 2026 oder die Entwicklung im Schienengüterverkehr. Zudem ging Bundesrat Albert Rösti auch auf die Abgeltung im regionalen Personenverkehr ein und auf die Weiterentwicklung der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA).