Prix LITRA 2018
An der 82. Mitgliederversammlung der LITRA überreichte Bundesrat Ueli Maurer den Prix LITRA 2018. Mit dem Preis gewürdigt wurden zwei Bachelorarbeiten der hslu und eine Masterarbeit der EPFL. Wir gratulieren herzlich!
öV-Güteklassen 2018: Neue Methodik zur Beurteilung der Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr
In der Planung neuer Angebote, in der Raumplanung, für Verkehrsmodellierungen und bei der Immobilienbewertung finden die öV-Güteklassen regelmässig Verwendung. Sie helfen vor allem bei Verdichtungsstrategien: Standorte mit hoher öV-Güte sollen entwickelt werden, ohne dass neues Bauland erschlossen wird. Jonas Matter und Robin Suter, Bachelorabsolventen in Informatik an der Hochschule für Technik Rapperswil, stellten Handlungsbedarf bei der Definition der ÖV-Güteklassen und den Faktoren fest, mit denen sie berechnet werden. Diese hat das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) 1993 definiert. Dank des technischen Fortschritts und genauerer Messsysteme könnten die Güteklassen genauer und aussagekräftiger definiert werden. Ein konkretes Beispiel: Das Einzugsgebiet einer Haltestelle wird heute nur über die Luftdistanz gemessen und nicht durch tatsächlich existierende Zugangswege. Hier knüpfen die Autoren an und entwickeln eine Anwendung, die die Zugänglichkeit und die Topografie rund um Haltestellen besser berücksichtigt. Weitere Kriterien werden optimiert, etwa die unterschiedlichen Takte eines Angebots, Haltestellekategorien (etwa Bahnknoten) oder die Entfernung zu einer Haltestelle. Herr Matter und Herr Suter haben ein Tool geschaffen, das die ganze Schweiz abdeckt und das die notwendigen Daten automatisch importiert. Es bietet so einen Mehrwert für Raumplaner, Transportunternehmen und öV-Kunden. Zudem hat die Anwendung das Potenzial, die heute unterschiedlichen öV-Güteklassen über die Kantone hinweg zu harmonisieren.
Le paysage en vitrine – Repenser la ville par les infrastructures de mobilité
Während die Zentren in der Schweiz dynamisch wachsen und städtischer werden, haben viele ländliche Gegenden mit einer schleichenden Urbanisierung und ihren Folgen zu kämpfen: Es gibt Zersiedelung, Einfamilienhaus-Satellitensiedlungen, Identitätsverlust, Abwanderung von Arbeitsplätzen. David Richner, Architekturabsolvent an der EPFL, schlägt in seiner Masterarbeit eine Alternative zu dieser Entwicklung vor und wagt damit einen neuen Blick auf den Stadt-Land-Graben. Das Modell der städtischen, verdichteten Siedlung soll in ländliche Gegenden zur Anwendung kommen. Der Autor schlägt vor, die Bahnhofareale ländlicher Gemeinden in Pendlerdistanz zu grösseren Städten zu bebauen. Über den Gleisen soll ein langgestreckter Komplex errichtet werden, der Wohnungen, Geschäfte, Gewerbe und öffentliche Einrichtungen beherbergt. Mit einem solchen Projekt würden Areale, die heute nur als Verkehrsanlagen dienen, massiv aufgewertet und gleichzeitig Landressourcen geschont. Und die Gemeinden erhalten eine Entwicklungsmöglichkeit auf einem Areal, das hervorragend durch den öffentlichen Verkehr erschlossen ist. David Richner prüft konkret fünf Standorte in der Westschweiz und schlägt dann Russins im Kanton Genf als Standort für ein Pilotprojekt vor. Die Jury würdigt Herr Richner für seinen neuen Blick auf die Stand-Land-Kluft, die sorgfältige Aufarbeitung der Siedlungsentwicklung in der Schweiz und den originellen neuen Ansatz der Bebauung von Bahnhofarealen in ländlichem Gebiet.
Cargo Hitching im Linien- und Bedarfsverkehr im Kontext des autonomen Fahrens: Ein Konzept und Optimierungstool zur intelligenten Planung und Betriebsoptimierung
Mit der zunehmenden Bevölkerungsdichte im urbanen Raum und mit dem Wachstum des e-Commerce müssen zunehmend mehr Personen und Güter transportiert werden. Für die städtischen Zentren bedeutet diese Entwicklung eine besondere Belastung. Nicola Sonego und Christoph Sutter erforschen in ihrer Bachelorarbeit im Bereich Verkehrssysteme der zhaw die Möglichkeit, Personen- und Güterverkehr in einer mittelgrossen Stadt zu verknüpfen, das sogenannte Cargo Hitching. Dadurch soll die Transportkapazität erhöht werden, ohne dass die Verkehrsbelastung steigt. Die Autoren entwickeln ein zweiteiliges Konzept zur Zustellung von Paketen und den Personentransport. Stadtbusse verteilen die Paketpost über mobile Paketstationen. Expresslieferungen werden durch Shuttles direkt an die Kunden geliefert. Diese Shuttles dienen gleichzeitig als Taxi. Aufgrund von Kennzahlen der Schweizer Post entwickeln Nicola Sonego und Christoph Sutter ein Simulationstool und bestimmen für das Beispiel Frauenfeld die notwendige Anzahl Paketstationen, die Touren der Expressshuttles und die Ausgestaltung der Fahrzeuge. Die Autoren treffen mit ihrer Studie zum Cargo Hitching den Nerv der Zeit und greifen mit der Verknüpfung von Personentransport und Warenlieferung ein aus der Mode gekommenes Modell wieder auf. Mit ihrer Simulation zeigen sie das Potenzial und die Attraktivität von Cargo Hitching als Mobilitätslösung der Zukunft.