18. 06. 2020
18. 06. 2020
Sessionsveranstaltung "Wie schafft der öffentliche Verkehr ein erfolgreiches Comeback?"
Die Coronakrise hat den öffentlichen Verkehr schwer getroffen: Die Passagierzahlen und die zu transportierenden Güter sind nach Ausrufung der ausserordentlichen Lage drastisch zurückgegangen und erholen sich nun allmählich. Für die Transportunternehmen bedeutet dies grosse finanzielle Einschnitte. Noch ist nicht klar, wer für die Einbussen aufkommt. Zweifellos hat der öffentliche Verkehr eine herausfordernde Zeit vor sich, wenn es darum geht, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Deshalb haben wir an der ersten Sessionsveranstaltung nach der Coronakrise gefragt:
"Wie schafft der öffentliche Verkehr ein erfolgreiches Comeback?"
LITRA-Präsident Martin Candinas eröffnete die denkwürdige Sessionsveranstaltung, die ausnahmsweise im Stade de Suisse stattfand: "Das Coronavirus hat die Politik, aber auch den öffentlichen Verkehr kräftig durchgeschüttelt: Mit 80 bis 90 Prozent weniger Kunden war der öffentliche Verkehr während der Pandemie unterwegs. Wir dürfen aber auch stolz sein: Die Änderungen am Fahrplan liefen reibungslos - die Planung war eine beeindruckende Leistung der Angebotsplaner bei den öV-Unternehmen. Aber auch das Betriebspersonal hat in dieser Zeit hervorragende Arbeit geleistet. Der öffentliche Verkehr hat in der Corona-Krise bewiesen, dass er krisenresistent ist und zuverlässig funktioniert."
UVEK-Generalsekretär Matthias Ramsauer gab einen Einblick in die Überlegungen, die sich der Bund macht, um die grossen Ertragsausfälle der Transportunternehmen - auch im Güterverkehr - abzufedern. Bald werde der Bundesrat über die Stützungsmassnahmen informieren. Es seien Massnahmen für den Regionalen Personenverkehr, den Ortsverkehr, den Güterverkehr und die Infrastruktur in der Diskussion. Die finanziellen Mittel seien begrenzt und so werde man nicht alle Wünsche erfüllen können.
Seit 8. Juni fährt der öffentliche Verkehr wieder ganz im Normalbetrieb - die Passagiere kehren aber nur zögerlich zurück. Wie kann also das Vertrauen in den öffentlichen Verkehr zurückgewonnen werden? "In der aktuellen Situation ist die wichtigste Aufgabe der Transportunternehmen: Servicequalität gewährleisten und mit gutem Beispiel vorangehen", erklärte der CEO der SBB, Vincent Ducrot. SBB und PostAuto hatten während der Coronapandemie die Systemführerschaft im öffentlichen Verkehr. Beinahe über Nacht mussten beide Unternehmen eine Krisenorganisation auf die Beine stellen, die Bestimmungen für sämtliche Transportunternehmen erlassen hat und einen Übergangsfahrplan entworfen hat. Christian Plüss, CEO von PostAuto, zog ein Fazit zu dieser Zeit: Ob bei der Angebotsanpassung, bei der Tarifgestaltung während der Coronazeit oder bei den Schutzkonzepten - man habe in der Branche und in Zusammenarbeit mit dem BAV, dem BAG und den Kantonen sehr rasch Lösungen gefunden. "Ein erfolgreiches Comeback schafft der öV, wenn wir flexibel auf Bedürfnisse reagieren. Und zwar auch, wenn kein Notrecht gilt. Die Rahmenbedingungen für den öV sind heute zu starr."
VöV-Direkt Ueli Stückelberger machte den Anwesenden auch Mut: " Die Rückkehr zur Normalität wird kommen. Der öffentliche Verkehr ist für die kommenden Herausforderungen sehr gut gerüstet: Er ist schon jetzt sehr klimafreundlich und energieeffizient und wird in den kommenden Jahren noch besser. Der öffentliche Verkehr ist Teil der Lösung."