13. 06. 2024

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13. 06. 2024

Sessionsveranstaltung: Wie im öV mit flexibleren Angeboten die Nachfrage gesteigert wird

Während viele Schweizerinnen und Schweizer regelmässig mit Bahn und Bus zur Arbeit pendeln, bietet insbesondere der Freizeitverkehr noch viele ungenützte Möglichkeiten, mehr Menschen in den öV zu bringen. Ein spannender Überblick zu den vielfältigen Anstrengungen der Transportunternehmen in diesem Bereich lockte am 13. Juni 2024 über 100 interessierte Personen zu der Sommer-Sessionsveranstaltung der LITRA im Bellevue Palace in Bern.

Spannende Einblicke in die Praxis dank Thomas Küchler (SOB), Véronique Stéphane (SBB), Valentine Achi (Postauto) und Daniel Schafer (BLS). © LITRA

Das Reisen mit der Bahn liegt nach dem Rekordjahr 2023 weiterhin im Trend. Noch nie wurden in der Schweiz so hohe Fahrgastzahlen bei der Bahn in einem ersten Quartal verzeichnet wie zu Beginn des Jahres 2024. Auf diesen Erfolgsmeldungen dürfe man sich aber nicht ausruhen, betonte LITRA-Präsident Martin Candinas im Rahmen der Sommer-Sessionsveranstaltung der LITRA in Bern.

Unterhalt unseres öV-Systems muss sichergestellt werden

Während bei der letzten Sessionsveranstaltung im März die Finanzierung der Strasseninfrastruktur im Mittelpunkt stand, drehte sich diese LITRA-Sommerveranstaltung vor allem um den Schienenverkehr. Dabei zeigte Martin Candinas auf, wieso neben einer langfristigen Ausbauplanung auch der Unterhalt in den Planungs-, Diskussions- und Entscheidungsphasen nicht vernachlässigt werden dürfe. «Wo eine Vernachlässigung des Unterhalts hinführt, wird uns im Ausland schmerzlich vor Augen geführt», so der LITRA-Präsident. «Wir tun gut daran, Sorge zu tragen zum Zustand unseres Bahnsystems.»

Seit 2009 sind vom Parlament im Rahmen mehrerer strategischer Entwicklungsprogramme (STEP) Entwicklungsmassnahmen der Bahninfrastruktur in Höhe von über 27 Milliarden bis 2035 bewilligt worden. Allerdings gebe es dabei zu beachten, dass Investitionen in Höhe von einer Milliarde in die Bahninfrastruktur wiederkehrende Unterhaltskosten von 300 Millionen Franken in 10 Jahre verursachen würden. Entsprechend wichtig sei es, im Parlament das Bewusstsein für einen nachhaltigen Unterhalt der Bahninfrastruktur zu schaffen. «Im Gleichschritt mit einem Ausbau erhöht sich zudem auch der Abgeltungsbedarf für die öffentliche Hand», betont Martin Candinas.

«Wir tun gut daran, Sorge zu tragen zum Zustand unseres Bahnsystems.» – Martin Candinas, Präsident LITRA. © LITRA

Schienengüterverkehr muss stärker gefördert werden

So erfreulich sich der Schienenpersonenverkehr in den letzten Monaten entwickelt hat, so enttäuschend ist die Entwicklung im Schienengüterverkehr. Um den Binnengüterverkehr zu stärken, hat der Bundesrat im Januar eine Botschaft zur Stärkung der Rahmenbedingungen im schweizerischen Gütertransport verabschiedet. «Die LITRA hat diesen Prozess eng begleitet und sich zusammen mit der Branche intensiv um eine gute Vorlage bemüht», erklärte Martin Candinas.

«Die Schweiz benötigt auch in Zukunft eine starke Logistik im Binnen-, Import- und Exportverkehr auf Schiene, Strasse und mit dem Schiff. Dazu wird sich der Schienengüterverkehr in den nächsten Jahren rundum transformieren müssen.» So soll beispielsweise mit der digitalen automatischen Kupplung der wirtschaftliche Betrieb eines Netzwerkangebots im Einzelwagenladungsverkehr ermöglicht werden.

«Ist das Angebot auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden abgestimmt, ändert sich auch die Nachfrage.» – Véronique Stéphane, Leiterin Markt Personenverkehr SBB. © LITRA

Von der Arbeit ins Wochenende dank eines modernen öV-Angebots

Neben den Entwicklungsmöglichkeiten im Schienengüterverkehr gibt es auch beim Personenverkehr ein Wachstumspotenzial. Wie sich Transportunternehmen bereits heute bemühen, ihre Fahrgastzahlen noch weiter zu steigern, zeigten vier Referentinnen und Referenten im Rahmen der Sommer-Sessionsveranstaltung.

«Die bisherige Form der Angebotsentwicklung wird durch ein neues agiles Modell ergänzt und bringt Flexibilität.» – Thomas Küchler, Vorsitzender der Geschäftsleitung SOB. © LITRA

So gab Véronique Stéphane, Leiterin Markt Personenverkehr SBB, spannende Einblicke in laufende Projekte der Bundesbahnen, und Thomas Küchler von der SOB demonstrierte anhand der Firma Bühler in Uzwil, wie Pendlerinnen und Pendler zum Umsteigen auf den öV bewogen werden können.

«On-Demand-Lösungen sind Mobilitätsangebote, bei denen das Postauto dann kommt, wenn es von den Fahrgästen bestellt wird.» – Valentine Achi, Leiterin Marktentwicklung und Kundenerlebnis PostAuto. © LITRA

Anschliessend veranschaulichte Valentine Achi von Postauto, wie die Attraktivität des öV für die Kunden durch flexiblere Angebote gesteigert werden könne. Und schliesslich zeigte BLS-CEO Daniel Schafer mit lebendigen Auszügen aus dem Alltag das grosse öV-Potenzial im Freizeitverkehr.

«Wenn wir mehr Leute für den öV begeistern wollen, dann gibt es ein zentrales Wort: convenience. Das ist der entscheidende Faktor, wenn es darum geht, Menschen zum Umsteigen zu bewegen.» – Daniel Schafer, CEO BLS. © LITRA

Die zahlreichen Beispiele, welche im Rahmen der Sommer-Sessionsveranstaltung der LITRA präsentiert wurden, zeigten eindrücklich, wie mit neuen und flexibleren Angeboten noch mehr Menschen für den öffentlichen Verkehr begeistert werden können, und vor allem auch, wie aktiv und innovativ einzelne Transportunternehmen die Mobilitätsherausforderungen unserer Zeit bereits heute angehen.

Denn ganz egal, ob am Morgen zur Arbeit, am Abend zum Hockey-Spiel des Lieblingsvereins oder zu einem Wanderausflug am Wochenende: das Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bietet eine spannende, nachhaltige und vor allem stressfreie Alternative.


© Basler Verkehrs-Betriebe

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In einem spannenden Gastbeitrag zeigt Bruno Stehrenberger, Direktor Basler Verkehrs-Betriebe, auf, wie die BVB bis 2027 ihre gesamte Busflotte auf E-Busse umstellen werden. Dies erfordert nicht nur die Beschaffung von 126 E-Bussen, sondern auch den Aufbau einer umfangreichen Ladeinfrastruktur, den Neubau der Garage Rank und nicht zuletzt auch die Anpassung zahlreicher Betriebsprozesse.