11. 03. 2025
11. 03. 2025
Gastbeitrag: Die RBS baut an der Zukunft des Berner Bahnhofs
Der seit Jahren überlastete Bahnhof Bern RBS wird in den Jahren 2017 bis 2029 unter den Gleisen der SBB komplett neu gebaut. Zwei grosse, über 200 Meter lange Bahnhofskavernen mit je zwei Gleisen und breiten Perrons werden mittels Fahrtreppen und Liften mit der ebenfalls neu gebauten Unterführung Mitte der SBB verbunden. Damit entstehen für die RBS-Fahrgäste in Zukunft direkte und bequeme Verbindungen zum Umsteigen. Der Bau erfolgt bei laufendem Betrieb, was hohe Anforderungen an die Koordination mit allen Beteiligten erfordert.

Der neue RBS-Bahnhof wird unterhalb des SBB-Bahnhofs errichtet. Er besteht aus zwei grossen unterirdischen Kavernen. Im Bild: die Bahnhofskaverne RBS Nord während der Bauphase. © RBS
Von Adrian Wildbolz, Gesamtprojektleiter Ausbau Bahnhof Bern RBS
Der Bahnhof Bern gehört zu den zentralen Verkehrsknotenpunkten der Schweiz und wird täglich von mehr als einer viertel Million Reisenden frequentiert. Aufgrund des kontinuierlichen Wachstums der Fahrgastzahlen sind die Kapazitäten des bestehenden RBS-Bahnhofs stark ausgelastet. Überfüllte Perrons, Verspätungen und potenziell gefährliche Engstellen sind die Folge.
Der neue RBS-Bahnhof in Bern erhöht die Kapazitäten und den Komfort für die Fahrgäste und ersetzt den bestehenden RBS-Bahnhof. Dieser wurde 1965 eröffnet und war für täglich rund 16’000 Fahrgäste konzipiert. Heute benutzen ihn jedoch bis zu 60’000 Reisende pro Tag.
Aufgrund des kontinuierlichen Wachstums der Fahrgastzahlen sind die Kapazitäten des bestehenden RBS-Bahnhofs stark ausgelastet. Überfüllte Perrons, Verspätungen und potenziell gefährliche Engstellen sind die Folge. ©RBS
Neuer RBS-Bahnhof als Teil des Projekts «Zukunft Bahnhof Bern»
Das Hauptziel des neuen RBS-Bahnhofs ist die Erhöhung der Leistungsfähigkeit des meterspurigen RBS-Systems bei gleichzeitiger Steigerung von Sicherheit, Kapazität und Kundenfreundlichkeit.
Der neue RBS-Bahnhof wird unterhalb der Gleise 2 bis 7 des SBB-Bahnhofs errichtet. Er besteht aus zwei grossen unterirdischen Kavernen von rund 200 Meter Länge, 21 Meter Breite und 14 Meter Höhe mit je zwei Gleisen und einem 12 Meter breiten Mittelperron. Der Bahnhof wird vorerst als Kopfbahnhof genutzt und wird durch einen neuen, knapp einen Kilometer langen, zweigleisigen Tunnel erreicht.
Das Projekt «Zukunft Bahnhof Bern» umfasst neben dem neuen RBS-Bahnhof auch den Bau einer neuen Unterführung mit Zugängen von der Länggasse und vom Bubenbergplatz her. Diese Massnahmen werden durch die Projektpartner SBB und Stadt Bern erstellt und sollen die stark wachsenden Passantenströme rasch und sicher vom und zum Bahnhof führen und Verbesserungen für den Tram- und Busverkehr sowie den Fuss- und Veloverkehr erzielen.

Visualisierung Gesamtprojekt «Zukunft Bahnhof Bern»: Das Projekt umfasst neben dem neuen RBS-Bahnhof auch den Bau einer neuen Unterführung mit Zugängen von der Länggasse und vom Bubenbergplatz her. © RBS
Neuer RBS-Zufahrtstunnel ab dem Schanzentunnel
Die RBS-Bahnhofskavernen werden einseitig von Osten her durch einen zweigleisigen Zufahrtstunnel ab dem bestehenden RBS-Schanzentunnel erschlossen. Der Bau des Zufahrtstunnels erfolgt sowohl im Untertagebau als auch im Tagebau.
Durch den neuen Tunnel wird die Gleistopologie optimiert, was die Kapazitäten des Bahnhofs deutlich erhöht. Im Eilgut teilt sich der Zufahrtstunnel in vier eingleisige Tunnels auf, wobei jeweils zwei Tunnels in jede der beiden Bahnhofskavernen münden.
Der nördliche Teil des bestehenden RBS-Schanzentunnels bleibt in Betrieb und wird instandgesetzt. Der bestehende RBS-Kopfbahnhof sowie der südliche Teil des bestehenden Schanzentunnels werden für den Bahnbetrieb nicht mehr verwendet.

Blick auf die Baustelle Hirschenpark mit dem neuem Zufahrtstunnel (links unten). © RBS
2017 bis 2024: was bisher geschah
Die Bauarbeiten für den neuen RBS-Bahnhof begannen im Sommer 2017 und werden voraussichtlich im Jahr 2032 abgeschlossen sein. Die neuen Zufahrtstunnel vom Wildpark her bis zu den Kavernen sind im Rohbau fertiggestellt. Der Hauptdurchschlag in die Bahnhofskaverne Nord erfolgte im Sommer 2023. Die Sohlen sind eingebaut, und aktuell werden die Tunnels mit einer Abdichtung versehen und das Innengewölbe eingebaut.
Die beiden Kavernen unter den SBB-Gleisen wurden im Frühling 2024 fertig ausgebrochen. Aktuell ist in der nördlichen Kaverne der Bau des Innengewölbes mit den markanten Rippen zu 100 Prozent und in der südlichen Kaverne zu rund 70 Prozent abgeschlossen. Die Erstellung der technischen Räume und der Perrons ist in vollem Gange.
Der Hauptdurchschlag in die Bahnhofskaverne Nord erfolgte im Sommer 2023. © RBS
2025 bis 2032: was noch ansteht
Nach dem Abschluss der Betonarbeiten im Jahr 2026 starten die Ausbau- und Ausrüstungsarbeiten. Über 50 verschiedene Gewerke sind nötig, um aus dem Rohbau einen funktionstüchtigen Bahnhof zu machen. Unter anderem werden eine umfangreiche Brandentlüftungsanlage, 24 Fahrtreppen, diverse Lifte, die dazu nötigen Ver- und Entsorgungsanlagen sowie Steuerungen eingebaut.
Nach Fertigstellung der Gleis- und Weichenanlagen, der Fahrleitung und der Sicherungsanlagen kann die Personalschulung beginnen, bevor mit Rettungsübungen die Voraussetzung für die Erteilung der Betriebsbewilligung durch das Bundesamt für Verkehr (BAV) geschaffen wird.
Nach der Inbetriebnahme des neuen Bahnhofs Bern RBS können die Gleisanlagen im bisherigen Bahnhof und im südlichen Teil des Schanzentunnels zurückgebaut werden. Mit der Erstellung des Tagebautunnels in der Baugrube Wildpark und der Wiederinstandstellung der Umgebung wird das Projekt im Jahr 2032 abgeschlossen. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich für den RBS auf rund 730 Millionen Franken (Preisbasis 2016).

Vorbereitungen für eine mögliche Verlängerung in Richtung Inselspital mittels zwei 10 Meter langen Anschlüssen. © RBS
Ein langfristiger Ausblick für den neuen RBS-Bahnhof ist die mögliche Verlängerung der Bahnanlagen nach Westen, in Richtung des Inselspitals. Beim Bau der Kavernen wurde diese Möglichkeit durch den Ausbruch von jeweils 10 Meter langen Anschlüssen baulich berücksichtigt.
Die Erweiterung zum Inselspital würde zusätzliche Kapazitäten schaffen und die Anbindung weiterer Stadtteile verbessern. Diesbezügliche Studien und politische Diskussionen laufen bereits.
Hohe Komplexität fordert eine enge Zusammenarbeit
Das Projekt erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren, darunter Bauunternehmungen, Planern und den Projektpartnern, wie die SBB und die Stadt Bern.
Die Komplexität des Projekts liegt nicht nur in der technischen Umsetzung, sondern insbesondere auch in der Koordination der Schnittstellen, vor allem mit dem Projekt der SBB «Ausbau Publikumsanlagen Bahnhof Bern (APBB)», unter Berücksichtigung der Anforderung, dass die umfangreichen Arbeiten bei laufendem Betrieb erfolgen müssen. Eine transparente Kommunikation und regelmässige Abstimmungen sind unerlässlich.

Adrian Wildbolz, Gesamtprojektleiter Ausbau Bahnhof Bern RBS. © RBS
Adrian Wildbolz ist seit Ende 2017 Gesamtprojektleiter für den Ausbau des Bahnhofs Bern RBS beim Regionalverkehr Bern-Solothurn. Der diplomierte Bau- und Wirtschaftsingenieur ist seit jeher dem Verkehrswegebau verbunden. Nach dem Studium war Wildbolz mehrere Jahre in Leipzig, Berlin und Potsdam für ein Ingenieurbüro in der Planung von Strassenbahn- und ICE-Strecken tätig.
Zurück in der Schweiz leitete er von 1999 bis 2017 für die AlpTransit Gotthard AG (ATG) als Abschnittsleiter Nord in Altdorf die Arbeiten auf der Nordseite des Gotthard-Basistunnels. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.