25. 05. 2023
25. 05. 2023
Gastbeitrag: Agglomerationsprogramme – das nächste Kapitel einer Erfolgsgeschichte
Das Verkehrssystem in den Agglomerationen muss fit bleiben für die Zukunft. Möglich wird dies über eine bewährte Partnerschaft: Der Bund unterstützt die Kantone und Gemeinden finanziell, damit sie wichtige Verbesserungen zügig umsetzen können. In den nächsten Wochen entscheidet der Nationalrat über die nächste Tranche von 1,6 Milliarden Franken.
Von Michael Furger, Leiter Kommunikation, Bundesamt für Raumentwicklung (ARE)
Es wird bald einiges los sein auf den Schienen und Strassen in und um Bern. Am 4. Juni spielt YB gegen Lugano um den Schweizer Cup im Wankdorf-Stadion. Nur eine Woche später tritt die britische Pop-Gruppe Depeche Mode am gleichen Ort vor ihre Fans. Und wiederum kurz darauf wird es die deutsche Rockband Rammstein im Stadion krachen lassen. Für die Berner Verkehrsinfrastruktur rund ums Stadion heisst das: Zehntausende Menschen werden gleichzeitig und zusätzlich zu den üblichen Reisenden unterwegs sein.
Wir sind es uns gewohnt, dass unser Verkehrsnetz auch solche Ausnahmesituationen ohne grössere Probleme meistert – von etwas Gedränge im Zug und Tram und etwas Stau auf den Strassen einmal abgesehen.
Die Schweizer Verkehrsinfrastruktur erbringt Höchstleistungen, nicht nur bei Konzerten und Fussballspielen, sondern tagtäglich. Alleine in der Agglomeration Bern sind an Werktagen 285 000 Menschen zur Arbeit unterwegs. Dazu kommen unzählige Menschen, die an die Uni oder Berufsschule, zum Einkaufen oder in den Ausgang fahren. Agglomerationen sind die Wirtschaftsmotoren der Schweiz. Ein zuverlässiges Verkehrssystem sichert auch die Zukunft unserer Unternehmen.
Verkehrsprobleme intelligent lösen
Doch eine wachsende Wirtschaft und eine wachsende Bevölkerung bedeuten auch eine zunehmende Belastung für unser Verkehrsnetz in den Agglomerationen. Wir müssen heute dafür sorgen, dass das System auch in Zukunft hervorragend funktioniert. Dabei hilft eine bewährte Partnerschaft: Kantone und Gemeinden planen intelligenten Lösungen gegen ihre Verkehrsprobleme. Und der Bund unterstützt sie dabei finanziell mit Mitteln aus dem Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds.
Seit über 15 Jahren gibt es das Programm Agglomerationsverkehr schon. In dieser Zeit haben der Bund, die Kantone und Gemeinden zusammen bereits rund 17,5 Milliarden Franken in Verkehrsprojekte investiert. Rund 7 Milliarden davon steuerte der Bund bei und half damit entscheidend mit, die Projekte zu realisieren.
Der öV und die Verkehrsdrehscheiben sind wichtige Bausteine
Die vierte Generation des Programms wurde im Februar 2023 vom Bundesrat verabschiedet und wird in der Sommersession im Nationalrat beraten. Das Paket umfasst über 1000 verschiedene Projekte. Stimmen beide Parlamentskammern dieses Jahr zu, löst das Programm in den nächsten Jahren Investitionen in der Höhe von weiteren 4,25 Milliarden Franken aus. 1,6 Milliarden davon übernimmt der Bund.
Ein zentraler Baustein des Programms ist der öffentliche Verkehr. 30 Prozent der Bundesbeiträge sind für öV-Projekte vorgesehen. Weitere neun Prozent sind für Verkehrsdrehscheiben geplant, die den privaten und den öffentlichen Verkehr verbinden und damit den Umstieg auf den öV erleichtern. Die restlichen Mittel verteilen sich auf Projekte des Fuss- und Veloverkehrs (33 Prozent) und auf solche des motorisierten Individualverkehrs (28 Prozent).
Die grosse Bedeutung des öV liegt auf der Hand. Er verbraucht wenig Platz, ist hocheffizient, schont die Umwelt und ist klimafreundlich. Mit anderen Worten: Er ist nachhaltig. Solche Kriterien fallen ins Gewicht, wenn das Bundesamt für Raumentwicklung ARE alle vier Jahre die Eingaben für ein neues Agglomerationsprogramm überprüft und zuhanden des Bundesrates eine Auswahl trifft.
Grosse öV-Projekte bereits realisiert
So soll zum Beispiel im aktuellen Programm die Umstellung der Busflotte in Basel von Diesel- auf Elektroantrieb mitfinanziert werden. Die Unterstützung ist wichtig. Investitionen in emissionsfreie Busse sind hoch; einerseits weil die Fahrzeuge teurer sind als solche mit Verbrennungsmotor, andererseits weil zusätzlich die nötige Ladeinfrastruktur aufgebaut werden muss. Eine andere Lösung mit dem gleichen Ziel unterstützt der Bund in Zürich Affoltern, wo die vollständige Umstellung von Bus auf Trambetrieb geplant ist. Ausserdem soll die Zürcher Glatttalbahn vom Flughafen Kloten ins Industriegebiet weitergeführt werden. All diese Projekte sollen helfen, dass der öV noch nachhaltiger und klimaschonender wird.
Der Bund, die Kantone, Städte und Gemeinden haben in diesem Punkt auch schon viel erreicht. Im Dezember 2022 nahm die Limmattalbahn ihren Betrieb auf, eine Strassenbahn, die von Spreitenbach im Kanton Aargau bis in die Stadt Zürich führt. Ein riesiges Projekt, der Bund hat dafür gegen 250 Millionen Franken aus dem Programm Agglomerationsverkehr gesprochen. Das Limmattal gehört zu einer der am stärksten wachsenden Regionen im Mittelland. Mit der Bahn wird gezielt der öV ausgebaut, um das Wachstum der Bevölkerung aufzufangen. Ähnlich verhält es sich mit der Tramlinie 17 in Genf, die seit 2019 neu bis nach Annemasse (F) fährt und damit auf die wachsenden Pendlerströme über die Landesgrenzen reagiert. Auch das ist ein Beispiel aus dem Agglomerationsprogramm, und es zeigt: Der Bund unterstützt auch Verkehrsprojekte in den benachbarten Grenzraum, wenn sie für Schweizer Agglomerationen einen Nutzen bringen.
Eine besondere Bedeutung haben für den Bund die sogenannten Verkehrsdrehscheiben. Sie verbinden den öffentlichen Verkehr, den motorisierten Individualverkehr sowie den Fuss- und Veloverkehr miteinander. Damit schliessen sie einerseits den ländlichen Raum besser an die Agglomerationen an. Andererseits verlagern sie den Verkehr in den Agglomerationen auf den öV. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern schützt auch die Menschen vor Emissionen. In Wohlen (AG) entstand mit Hilfe der Bundesgelder ein solcher Umsteigepunkt. Seit 2021 verknüpft er das nationale Bahnnetz mit der Regionalbahn und dem Busnetz. In Genf sind im Rahmen des Baus des Léman Express verschiedene inzwischen sehr gut funktionierende Verkehrsdrehscheiben geschaffen worden, z. B. der Bahnhof Eaux-Vives. Im aktuellen vierten Agglomerationsprogramm soll sich der Bund unter anderem am Bau der Verkehrsdrehscheibe am Bahnhof Chur beteiligen.
Die Erfolgsgeschichte weiterführen
Das Agglomerationsprogramm ist eine Erfolgsgeschichte. Es bringt die Gemeinden, Kantone und den Bund zusammen und fördert die besten Ideen gegen drängende Probleme, damit Agglomerationen weiterhin nicht nur die Motoren der Schweizer Wirtschaft, sondern auch attraktive und lebenswerte Räume für die gesamte Bevölkerung sein können.
Weiterführende Links
- Programm Agglomerationsverkehr und vierte Generation des Programms (Webseite des ARE)
- Herkunft der Bundesbeiträge: Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (Webseite des UVEK)