30. 09. 2020
30. 09. 2020
Ein Oldtimerbus nach Fahrplan - der Dampfbahn-Verein Zürcher Oberland (DVZO) geht auf die Strasse
Seit dem 4. September und noch bis zum 18. Oktober verkehrt ein täglicher Oldtimerbus durch das Zürcher Oberland. Es handelt sich um eine Schweizer Premiere – denn erstmals verkehrt ein Oldtimerbus in der Schweiz nach Fahrplan. Der Bus ist ein Gemeinschaftsprojekt des Dampfbahn-Vereins Zürcher Oberland (DVZO) und von busalpin und läuft unter dem Namen "Zeitreise Zürcher Oberland". Projektleiter Christian Schlatter erklärt Ursprung, Finanzierung und Herausforderungen der Idee.
Seit 40 Jahren betreibt der DVZO Museumszüge im Zürcher Oberland, der Wiege der Schweizer Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Zahlreiche Museen in unmittelbarer Nähe zur Bahnstrecke zeugen heute noch davon. Zudem ist die Region ein attraktives Wandergebiet, in dem es viel zu entdeckten gibt. Mit der «Zeitreise Zürcher Oberland» werden die einzelnen Attraktionen zu einem grossen Ganzen verbunden. Doch wie kam das zustande?
Der DVZO ist ein vielfältiges Bahnunternehmen, das wie andere Transportunternehmen steigenden Anforderungen ausgesetzt ist. Gleichzeitig arbeitet der DVZO fast nur mit Freiwilligen. So stellte sich die Frage, wie sich der DVZO weiterentwickeln kann, zumal er auch bei der Anzahl Sitzplätzen in den Zügen regelmässig an die Grenzen stösst. Verschiedene Ideen zur Ausdehnung des Betriebs scheiterten an den personellen Ressourcen. Gleichzeitig kämpfen andere Museumsbahnen damit, dass der Verkehr auf dem Streckennetz der Schweiz immer mehr zunimmt und so weniger Platz für langsame, teilweise ohne Zugbeeinflussung verkehrende Züge zur Verfügung steht. Genau hier kommt ein Vorteil für den DVZO zum Tragen: die wunderschön voralpine Stammstrecke zwischen Bauma und Hinwil mit nur wenigen Zügen.
So kam die Idee auf, mit einem täglichen Bahnbetrieb neue Kundensegmente anzusprechen (bspw. Schulklassen und Grosseltern mit Enkeln) und gleichzeitig Partnerbahnen eine Plattform zu bieten. Im Zusammenhang mit dem Projekt «Depotareal Bauma 2020» entstand die Idee, dass das Zürcher Oberland ein Zentrum für historische Mobilität werden könnte - dazu gehören zweifelsfrei auch Busse. Damit konnten weitere systembedingte Nachteile beseitigt werden: Der Bus ist flexibler und kann auch durch den öV bisher unerschlossene Gebiete zugänglich machen. (Neben dem Wandergebiet befinden sich verschiedene Museen in diesem Gebiet.) Damit war die Idee geboren, eine Oldtimerbuslinie durch das Zürcher Oberland verkehren zu lassen.
Neben den Fragen zur Bewilligung eines solchen Vorhabens drängte sich die Frage nach der Finanzierung auf. Der DVZO richtete ein Fördergesuch an die Stiftung «Pro Zürcher Berggebiete» für die Übernahme der Hälfte der Kosten im ersten Betriebsjahr, welches erfreulicherweise bewilligt wurde. Bei der Konzession, die beim Bund beantragt werden musste, gab es im keinerlei Probleme. Leider ist der tägliche Bahnbetrieb jedoch bis heute durch zwei Einsprachen blockiert.
Bei der Erarbeitung des Projekts gab es weitere Herausforderungen zu meistern. Ein Beispiel: Für die Wahrnehmung des Projektes war es zentral, dass die neuen Buskurse im online-Fahrplan der SBB erscheinen. Dazu müssen sämtliche Stationen im Dienststellendokument (DIDOK) enthalten sein. Das umgehend ausgefüllte Formular wurde den jeweiligen Gemeinden zur Vernehmlassung geschickt. Rasch zeichnete sich ab, dass die korrekte Namenswahl eine grössere Hürde ist als gedacht. Der Name richtet sich nämlich nicht danach, auf wessen Grund und Boden sich die Haltestelle befindet, sondern nach der sogenannten Ortschaft, die wiederum von der Postleitzahl abhängig ist. Wer sich für mehr Details interessiert, kann das in
«Haltestellen des öffentlichen Verkehrs (GeoIV-ID 98)» nachlesen.
Relativ bald nach der Erteilung der Konzession folgte eine freundliche Information des Bundesamtes für Verkehr (BAV), dass bei unserer neuen Buslinie ein Audit anstehe. Der DVZO ist in diesem Zusammenhang ein neuer Konzessionär und so auf den Radar der Aufsichtsbehörde gekommen, selbst wenn es in diesem Jahr nur 45 Betriebstage geben wird. In der Zwischenzeit ist das Audit bereits Geschichte und wir haben wertvolle Hinweise erhalten um die Professionalität weiter zu steigern und damit das Projekt in den nächsten Jahren weiter zu verbessern.
Weitere Informationen zum Projekt finden sich auf unserer Webseite. Wir danken an dieser Stelle allen Beteiligten, die mitgeholfen haben, dieses Projekt aufzustarten und hoffen, dass wir im Jahr 2021 das Projekt mit allen Facetten umsetzen können.